« Was ist erlaubt beim Scandi-Camping »
Noch nie waren Wohnmobil, Van und Zelt so gefragte Feriendomizile wie heute. Beim aktuellen Campingtrend stehen die nordischen Länder hoch im Kurs. In Skandinavien gibt es zwischen Meer und Hochgebirge wunderschöne Wildnis zu entdecken. Wer möchte, muss über Tage hinweg keinem anderen Menschen begegnen. Doch wie sieht es beim Camping in Skandinavien mit dem Übernachten aus? Ist Wildcampen in Dänemark, Schweden und Norwegen erlaubt? Wir geben dir hier ein paar Rahmeninfos dazu, was du bei deinem nächsten Campingtrip beachten solltest.
1. Campingtrend Vanlife
Startete die klassische Campingtour vor 50 Jahren in den allermeisten Fällen mit einem vollbeladenen Auto, einem schweren Zelt aus Leinentuch und jeder Menge wetterfester Klamotten, wird heute eher der Bulli oder das Wohnmobil bepackt.
Küche, Bett und Campingzubehör stehen hier immer parat. Das Geschirr aus Emaille oder Edelstahl ist leicht, robust und darf auch mal runterfallen. Frieren oder schwer schleppen muss heute dank innovativer Funktionskleidung niemand mehr. In nur ein bis zwei Tag gelangst du von Deutschland in die entlegensten Ecken Skandinaviens. Dabei kannst du zwischen schneereichen Winterausflügen mit Langlaufskiern sowie Polarlichtern und sonnenreichen Fahrten ans Meer mit gelegentlichen Wanderungen durch Berglandschaften wählen.
Selbst ein Städtetrip ist mit dem Camper möglich. Hier stellt sich die Frage nach Wildcampen und Jedermannsrecht in Schweden, Norwegen und Dänemark allerdings erst gar nicht. In Städten und dichter bewohnten Gebieten sind ausgewiesene Campingplätze der einzig sinnvolle Anlaufpunkt. Doch was hat es mit diesem sagenumwobenen „Jedermannsrecht“ überhaupt auf sich?
2. Jedermannsrecht in Norwegen
Das Jedermannsrecht in Norwegen gibt es schon seit sehr langer Zeit. Gesetzlich verankert ist es jedoch erst seit 1957. Die auf Norwegisch „allemannsretten“ genannten Regelungen legen fest, wo und wie Wildcampen in Norwegen erlaubt ist. Bei genauerer Betrachtung steht in diesem Regelwerk genau das drin, was dem naturverbundenen Camper auch der klare Menschenverstand vorgibt.
Das ist erlaubt
So ist es Besuchern der norwegischen Natur grundsätzlich erlaubt, sich zu Fuß und mit Skiern frei zu bewegen. Auch paddeln, segeln und rudern sind kein Problem. Wer reiten oder mit dem Fahrrad fahren möchte, muss sich an bestehende Pfade und Wege halten.
Es ist also gut möglich, den Bulli auf einem Parkplatz stehen zu lassen und den Tag über Berge, Flüsse und Fjorde zu Fuß zu erkunden. Unterwegs darfst du Pilze sammeln, Beeren pflücken und sogar für das Angeln von Salzwasserfischen brauchst du keine extra Erlaubnis.
Vergiss also nicht, geeignete Boxen für deine Mahlzeit aus der Natur einzupacken! Lagerfeuer sind beim Wildcampen in Norwegen übrigens nur dann erlaubt, wenn du sie weit weg von Wäldern entfachst.
Das ist verboten
Bei so vielen Freiheiten bleiben Verbote natürlich nicht aus. Doch sieht das Jedermannsrecht in Norwegen keine unnötigen Schikanen vor. Es regelt lediglich, dass Einheimische, Natur und Tiere keinen Schaden von den Besuchern nehmen, was letzten Endes immer die Grundlage von nachhaltigem Tourismus ist.
So darfst du dein Zelt in freier Natur bis zu zwei Nächte lang am selben Ort aufschlagen. Dabei ist ein Mindestabstand von 150 Metern bis zum nächsten bewohnten Haus vorgeschrieben. Im Hochgebirge und in weit abgelegener Natur darfst du dein Zelt auch länger stehen lassen. Der Platz sollte nur hinterher wieder so aussehen, wie du ihn vorgefunden hast.
Respektiere das Eigentum der Einheimischen und halte Abstand von Weiden und anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen.
Für das Reisen mit dem Camper gibt es so keine eigenen Regeln. 1957 konnte die norwegische Regierung einfach noch nicht absehen, dass scandinavian Vanlife eines Tages so boomen könnte. Doch gilt auch hier, was deine Vernunft dir sagt: bleibe auf öffentlichen Straßen und fahre keinesfalls auf Wegen, die offensichtlich privat sind. Für eine Nacht kannst du an abgelegenen Stellen entlang von öffentlichen Straßen durchaus anhalten.
Es gibt auch einige Park- und Picknickplätze, an denen Wohnmobile explizit übernachten dürfen. Doch auch hier gilt es, keine Spuren zu hinterlassen in Camper-Ehrensache.
3. Wildcampen in Schweden
Im Grunde sieht das Jedermannsrecht in Schweden dieselben Regeln vor wie in Norwegen. Allerdings wurde hier das „allemansrätt“ erst 1994 in das Grundgesetz aufgenommen. Einheimische wie Besucher sollen die Natur nutzen und genießen können, ohne dass diese davon Schaden nimmt.
So gehört zum Camping in Skandinavien ein respektvoller Umgang mit Mensch und Tier schlichtweg zum Verhaltenskodex. Die Devise „nicht stören, nicht zerstören“ kannst du dir als Faustregel merken. Dennoch ist auch in Schweden das Pflücken von Blumen und Beeren sowie das Sammeln von Pilzen erlaubt. Nur unter Naturschutz stehende Exemplare musst du in Ruhe lassen.
Das Aufstellen einzelner Zelte für zwei Nächte wird abseits von bewohnten Gebieten geduldet, während die Regelungen für Bulli und Wohnmobil wieder etwas uneindeutiger sind. Es schadet im Zweifelsfall nie, die nächsten Anwohner zu fragen, ob man stört. Die Skandinavier werden bestimmt gelassen und freundlich reagieren, wie wir sie kennen.
Nur in Nationalparks und Naturschutzgebieten musst du dich vor dem Campen unbedingt nach den Regelungen erkundigen. Hier ist Wildcampen in Schweden nicht gerne gesehen. Stattdessen gibt es eigens eingerichtete Plätze, an denen du Quartier aufschlagen darfst.
4. Kein Jedermannsrecht in Dänemark
Wohl allein aufgrund seiner Größe und dichten Besiedelung kann sich Dänemark Wildcamper nicht erlauben. Damit ist es das einzige Land in Skandinavien, das über kein tradiertes Jedermannsrecht verfügt. Wenn du hier Campingurlaub machen möchtest, musst du dich an ausgewiesene Campingplätze halten. Das gilt für das Zelten wie auch für das Übernachten im Wohnmobil.
Wirst du beim Wildcampen in Dänemark erwischt, kann das unangenehme Geldstrafen von bis zu 500 Euro mit sich bringen. Entlang von Straßen und an beliebten Orten findest du durchaus ausgewiesene Parkplätze, an denen du für eine Nacht stehen bleiben darfst. Tisch, Stühle und anderes Campingzubehör solltest du dennoch im Fahrzeug lassen.
Was einem Jedermannsrecht in Dänemark wohl am nächsten kommt, sind die ausgeschriebenen Rastplätze in den Wäldern, auf denen das Zelten für eine Nacht mit wenigen Personen erlaubt ist. Hier musst du dich vorher genau erkundigen, wo solch ein Platz liegt.
Alternativ stellen Gemeinden und auch manche Grundbesitzer ein Stückchen Land zur Verfügung, auf dem du für ein paar Euro pro Nacht campen darfst. In der Regel sind sogar zwei Nächte am Stück möglich und es gibt fließend Wasser sowie eine kleine Schutzhütte.
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