« Lakritz und Pfefferkuchen für Naschkatzen »
Naschen ist typisch skandinavisch. Sogar die Erwachsenen bekommen in Skandinavien leuchtende Augen, wenn es um Lakritz und Pfefferkuchen in den verschiedenen Ausführungen, um Zuckerstangen und Bonbons geht. Das ist nicht nur zu Weihnachten so, sondern das ganze Jahr. Genascht wird schließlich auch im hohen Norden immer.
Typisch finnisch: Spezialitäten mit Lakritz und Salmiak
Die Finnen stehen nicht so sehr auf Schokolade wie die Schweden oder Dänen. Vielmehr auf diverse salzige Lakritzvarianten. Niemand weiß genau, warum das so ist. Aber manche glauben, dass die Nähe zum Meer für die Vorliebe für Salz verantwortlich ist. Schließlich ist Salz schon lange nicht nur als Speisewürze im Norden bekannt, sondern wurde und wird auch heute vor allem zur Haltbarmachung von Speisen während der kalten Jahreszeit verwendet.
Die Menschen im Norden sind den salzigen Geschmack also schon gewöhnt, der einfach für manche Süßigkeiten übernommen wurde. Wahrscheinlich rührt die Vorliebe für salziges Lakritz aber auch von den früheren Seefahrern her, deren Nachfahren sich noch heute mit der speziellen Nascherei verbunden fühlen, die in Finnland schon fast einen ikonischen Status erreicht hat.
Einfallsreiche Geschmacksnoten
Die Süßwarenhersteller Finnlands lassen sich immer wieder neue Lakritzvariationen einfallen, wie zum Beispiel Karamellsalmiak, der auch Gourmets besonders mundet. Weitere spezielle Varianten sind zum Beispiel Erdbeerlakritz und Salmiaklakritz von Halva mit einer verführerisch fruchtigen Geschmacksnote. Die Mischung aus süßen und salzigen Aromen der Erdbeervariante ist ein besonderer Genuss.
Der Ursprung des Markennamens Halva geht auf die traditionelle orientalische Süßspeise aus Sesammasse zurück, die anfangs im finnischen Unternehmen gefertigt wurde. Später wurde das Sortiment mit diversen Lakritzvarianten stetig erweitert. Auch heute noch werden immer wieder innovative Lakritzmischungen entwickelt, deren Grundmasse aus den Wurzeln des echten Süßholzstrauches (Glycyrrhiza glabra) gewonnen wird.
Von einem Apotheker erfunden
Reines Lakritz wird auch als schwarzes Gold bezeichnet, da es so begehrt ist. Erfunden hat die legendäre Süßigkeit jedoch kein Skandinavier, sondern ein englischer Apotheker namens George Dunhill, der 1760 aus verdünntem Süßholzwurzelextrakt, Glukosesirup, Kartoffelstärke, Zucker, Mehl, Salmiak und anderen Aromen erstmals Weichlakritze herstellte.
Schweden mögen nicht nur Polkagrisar (Zuckerstangen) und Pepparkakor (Pfefferkuchen)
Sie gelten sogar als die größten Naschkatzen in Skandinavien. Jeder Schwede soll jährlich ca. 17 kg Naschereien verputzen. Damit hat Schweden weltweit die Nase vorn. Zum Vergleich: In Deutschland sollen es im Durchschnitt nur 15 kg Süßigkeiten pro Person jährlich sein.
Nur wenige Schweden naschen wochentags
Viele Schweden achten aber darauf, wochentags keine Süßigkeiten zu essen. Dafür dürfen sie an den Samstagen naschen, was das Herz begehrt. Das sogenannte Samstagsnaschen (Lördagsgodis) basiert auf dem Vorschlag des schwedischen Gesundheitsministeriums von 1957, nur an den Wochenenden Süßes zu genießen.
Godisvägg: Süßes ohne Ende
In Schweden ist die sogenannte Leckereienwand (Godisvägg) in Supermärkten oder Läden sehr beliebt, in der sich die Menschen im Durchschnitt 300 g Lösgodis und Plockgodis (lose Bonbons und sogenannte Pflücksüßigkeiten) in den unterschiedlichsten Mischungen in kleine Papiertüten schaufeln. Hierzulande gibt es diese Naschläden natürlich auch, denn schwedische Süßigkeiten sind auch bei uns sehr beliebt. Unsere Läden haben aber bei Weitem nicht so eine große Auswahl an Süßem, Fruchtigem und Salzigem.
In manchen schwedischen Zuckerbäckereien können die Kunden durch Glasscheiben zusehen, wie die Godis und Polkagrisar hergestellt werden. Aber auch Karamell- und Marshmallow-Variationen und sogenannte Pingvinstång (Lakritzstangen in verschiedenen Geschmacksrichtungen) sind beliebt. Zu Schokopralinen, wie beispielsweise Aladdin chokladask, sagt kein Schwede „Nein“. Manchmal muss es aber unbedingt ein Läkerol sein. Man munkelt: Das Lakritzlutschbonbon für den guten Atem ist im schwedischen Königshaus besonders beliebt.
Süßes Naschwerk für die Weihnachtszeit
Zu Weihnachten werden andere skandinavische Süßigkeiten, wie zum Beispiel Jultomtar (Marshmallow-Weihnachtsmänner) und Pepparkakor (Pfefferkuchen) in Herzchenform oder als Figuren besonders gerne gegessen. Sehr beliebt sind die Pfefferkuchenherzen und Pfefferkuchenfiguren von Nyåkers.
Das Süßwarenunternehmen aus dem nordschwedischen Nyåker gehört zu den ältesten Pfefferkuchenproduzenten in Schweden. Alles begann, als zwei Brüder aus Nyåker in den 1950er Jahren die Idee bekamen, die Pfefferkuchen bekannter zu machen, die bei ihnen Zuhause seit Generationen gebacken wurden. Schon damals wurde Nyåker und Umgebung das Pfefferkuchenland genannt.
Die Brüder entwickelten für ihren Pfefferkuchenteig ein eigenes Rezept, das bis heute verwendet, jedoch geheim gehalten wird. Durch das eigene Rezept der beiden Brüder besitzen die Spezialitäten von Nyåkers einen ganz besonderen Geschmack, der sich von Exemplaren anderer Hersteller unterscheidet.
Norwegische Tradition Lørdagsgodt von den Schweden übernommen
Die schwedische Lørdagsgodt-Tradition funktioniert auch in Norwegen und wurde einfach übernommen. Die Lördagsgodis (Samstagssüßigkeiten) bestehen zum Beispiel aus süß-sauren Weingummimännern Laban Seigmenn. Skandinavische Süßigkeiten wie diese sind auch bei uns sehr beliebt. Sie kleben nicht so an den Zähnen wie normale Weingummis.
Zu den interessanten Spezialitäten an Norwegens Süßigkeitenfront gehört auch Bamsemums. Im ersten Augenblick klingt der Name zwar etwas merkwürdig, aber ins Deutsche übersetzt heißt das so viel wie Bärenfutter oder Bärenmampferei. Die Marshmallow-Schokobärchen sollen sehr lecker schmecken. Ebenso beliebt wie Bamsemums sind leicht salzige Maishörnchen mit Schokoüberzug, die es in Norwegen unter dem Namen Smash zu kaufen gibt.
Dänische Lakritzbonbons und Schokoladenschildkröten
Typisch dänisch sind Lakritzbonbons in süßen und salzigen Varianten. Die Dänen lieben das schwarze Gold sogar dragiert. Dafür wird der leckere Lakritzkern mit einer Zuckerhülle ummantelt. Dem Rohlakritz wird je nach Variante neben Zucker, modifizierter Stärke und anderen Stoffen auch Anis, Salmiak, Fenchelöl, Pfefferminzöl oder fruchtige Öle und Aromen zugesetzt. Doch die Dänen setzen Rohlakritz nicht nur für Süßigkeiten ein, sie kochen auch damit. Jährlich findet sogar ein Lakritzfestival in Kopenhagen statt.
Skandinavische Süßigkeiten bestehen aber nicht nur aus Lakritzvarianten und Weingummis. Bei den Dänen gibt es auch besondere Spezialitäten aus Schokolade wie Toms Skildpadder. Als Grundlage für die Schokoladenschildkröte des begnadeten Chocolatiers Anthon Berg diente die Schildkröte aus der bekannten Kindercomicreihe Rasmus Klump. Allerdings enthält die beliebte Schokoschildkröte Alkohol, wenn auch nur in geringen Mengen. Trotzdem ist die Schokolade wohl eher eine Nascherei für Erwachsene.