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Die Rosti Margrethe Schüssel ist eine wahrhaft universelle und typisch skandinavische Küchenhelferin – sie liest dir nahezu jeden Wunsch von den Augen ab: Ob du schlicht auf höchste Funktionalität Wert legst oder dir ein Stück dänische Designgeschichte in die Küche holen möchtest. Beides gelingt spielend. Selbst wer sich auch beim Kochen in königliches Ambiente begeben will, befindet sich mit der Rosti Margrethe in bester Gesellschaft. Ihre bewegte Geschichte reicht zurück bis in die 1940er Jahre. Weitgehend unverändert in ihrem Design, ist sie allerdings auch heute absolut modern.
Rosti weiß, was dänische Hausfrauen wollen
Im Jahr 1947 begann die dänische Marke Rosti erste Überlegungen zum Entwurf einer Rührschüssel anzustellen. Möglichst funktional sollte das Erzeugnis ausfallen. Eine gute, auf ihren Einsatzzweck abgestimmte Schüssel muss stabil sein. Gut festhalten lassen sollte sie sich auf jeden Fall. Überdies ist ein stapelbares Design praktisch. Denn allem voran muss ein derart stetig benutztes Küchenutensil sich als perfekt handhabbar erweisen. Dazu zählen auch eine leichte Entleerung und eine ebenso einfache Reinigung.
Soweit waren sich die Verantwortlichen einig. Dennoch fehlte dieser gewisse Alltagsbezug, diese Echtheit: Somit ließ Rosti verschiedene dänische Hausfrauen nach ihren besonderen Anforderungen an ein entsprechendes Produkt befragen. Einhellig wünschten sich die Kundinnen eine geschwungen runde Form sowie eine nützliche Ausstülpung, die das Ausgießen vereinfacht. Überdies kristallisierte sich die Forderung nach einem möglichst hohen Rand heraus, um so beim Rühren lästige Spritzer zu vermeiden.
Die Marke nahm die Hausfrauen beim Wort: Zunächst beauftragte sie den dänischen Industriedesigner Jacob Jensen mit dem Entwurf eines Modells. Er gehörte zum Designstudio von Sigvard Bernadotte und Acton Bjørn – dem damals einzigen Industriedesignstudio in Kopenhagen. Da sich das verfügbare Budget in Grenzen hielt, musste Jensen schnell arbeiten. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb landete er einen Volltreffer, der in allen Aspekten die Anforderungen überragte. 1950 gingen die ersten Schüsseln in Produktion.
Wahrhaft königliches Design
Als erster bedeutender Abnehmer trat die deutsche Firma Dr. Oetker auf den Plan. Damit hielt das Dreamteam aus elektrischen Handrührgeräten und Kunststoffschüsseln Einzug in die Küchen. Zugleich förderte die Nutzung der portablen Elektrogeräte wiederum die Nachfrage nach den praktischen Rührschüsseln.
Zum handfesten Verkaufsschlager avancierte die Rosti Margrethe allerdings erst ab dem Jahr 1954.
Durch den Einsatz Sigvard Bernadottes hatte der dänische Hof zu diesem Zeitpunkt die Erlaubnis erteilt, der Küchenschüssel den royalen Namen Margrethe zu verleihen. Die spätere dänische Königin Margrethe II. stand damals intensiv im Licht der Öffentlichkeit. Denn erst ein Jahr zuvor hatte eine Volksabstimmung sie zur Thronfolgerin erhoben. Somit bedurfte die Verwendung des Namens einer höfischen Zustimmung.
Diese allerdings war für Bernadotte nicht schwer zu erlangen, war er doch selbst ein Sohn des Königs Gustav VI. Adolf von Schweden. Als Bruder der dänischen Königin Ingrid war Sigvard kein geringerer als der Onkel der damals 14-jähirgen Margrethe. Keine Frage, dass dieser Anklang an die schillernde Welt des Königshauses damals zu einem gesteigerten Interesse an der Margrethe Schüssel führte. Darüber hinaus stand sie jedoch mit ihren funktionalen Werten für sich und stieg Jahrzehnt um Jahrzehnt immer weiter zum modernen Klassiker auf.
Eine Ikone – die Margrethe Schüssel
Nach dem Verkauf von 25 Millionen Schüsseln würdigte die dänische Reichspost die Rosti Margrethe auf besondere Art: 1997 brachte die Post Danmark im Zuge der Reihe „Dänisches Design“ eine Vier-Kronen-Briefmarke mit einem Bild des Küchenutensils heraus. Dass die Margrethe Schüsseln weltweit zu den wichtigsten Vertretern dänischer Designkunst zählen, zeigt auch ihre Präsenz in hochkarätigen internationalen Kunstausstellungen, darunter das Museum Of Modern Art in New York sowie das Designmuseum Danmark.
Zeitlos und funktional – Margrethe im Porträt
Im Laufe der Zeit erfuhr die Schüssel immer weitere Verbesserungen, den Anforderungen des täglichen Gebrauchs entnommen. So ergänzten die Hersteller etwa einen Gummiring im Boden, um der Rührschüssel damit mehr Standfestigkeit zu verleihen. Somit bleibt sie beim Rühren fest auf der Unterlage stehen. Am grundlegenden Entwurf von Jacob Jensen änderte sich jedoch über all die Jahre nichts.
Zur Feier des 60-jährigen Jubiläums wurde die Margrethe Schüssel im Jahr 2014 neu lanciert. Sie ist seitdem in verschiedensten Abmessungen erhältlich: Vom Format eines Eierbechers bis hin zur wuchtigen Fünf-Liter-Schüssel. Das 1,5-Liter-Modell erscheint seitdem auch in Porzellan. Zudem kamen weitere leuchtende Farben hinzu. Praktische Neuerungen der Serie stellen darüber hinaus Plastikdeckel und einiges sonstiges Zubehör dar.
Von Rosti bis Mepal – und wieder zurück
Manchmal noch findest du die Geschirr-Ikone auch unter dem Namen Mepal. Das liegt in ihrer Geschichte begründet – die traditionsreiche Rührschüssel bleibt jedoch dieselbe. Aus dem einzigen dänischen Hersteller für Melamingeschirr geht die Marke Rosti hervor. Im Zweiten Weltkrieg erhielt die Firma einen Großauftrag: Auch die dänische Armee gedachte sich die Vorzüge des widerstandsfähigen Kunststoffgeschirrs zu Nutze zu machen. Nach dem großen Erfolg wollte die 1944 von Stig Jørgensen und Rolf Fahrenholtz in Kopenhagen gegründete Marke ihr Know–how in neuen innovativen Haushaltswaren gipfeln lassen.
Viele Jahre später fusionierte das Unternehmen mit Mepal, einem 1950 von Egon Wolff gegründeten Label aus den Niederlanden. Nach der Übernahme von Rosti durch die Markengruppe F & H of Scandinavia mit Sitz in der dänischen Stadt Viborg – zu der auch renommierte Designschmieden wie etwa Bitz, Södahl und Zone Denmark gehören – ist die für ihre Margrethe Rührschüssel bekannte Marke allerdings wieder ausschließlich unter ihrem ursprünglichen Namen vertreten.