« Neue Generation interpretiert die Tradition neu »
Skandinavisches Design ist von Struktur, großer Funktionalität und geometrischen Elementen geprägt. In vielen Stilen haben sich die vergangenen Meister verewigt. Doch junge Designer greifen ihre Formen und künstlerische Kreativität auf und gestalten individuelle Produkte, die die Gemütlichkeit und Helligkeit des nordischen Einrichtungsstils besonders unterstreichen.
Skandinavisches Design nimmt sich selbst zurück und lässt den Menschen in den Vordergrund treten
Ob Poul Henningsen, Alvar Aalto, Annika Rimala als Designerin der Marimekko Tasaraita Kollektion, Axel Brüel als Erfinder der ersten Geschirrserie aus Thermoporzellan oder der Produktdesigner Bjørn Wiinblad, der von Gianni Versace selbst als Versace des Nordens bezeichnet wurde – sie alle haben großartige Designs geschaffen. Vor allem setzen sie viele Ideen des Funktionalismus als ein Gestaltungsprinzip um, in dem die Formen die Funktionen bestimmen.
Doch die skandinavische Designszene besteht nicht nur aus den Meistern der Vergangenheit, sondern auch aus jungen, aufstrebenden Designern.
Sie greifen in vielen Projekten die alten Stile des Funktionalismus wieder auf und entwickeln ihn weiter, um die Sehnsucht nach Einfachheit in einer immer komplexer werdenden Welt zu stillen. Die kreativen Menschen und jungen Designer begeistern damit immer wieder aufs Neue.
Junge skandinavische Designer der Gegenwart
Carl Philip Bernadotte & Oscar Kylberg
Prinz Carl Philip Bernadotte und Oscar Kylberg wirken auf den ersten Blick wie ein ungleiches Paar. Dabei haben sie so vieles gemeinsam.
Beide haben an der Forsbergs Skola in Stockholm Grafikdesign studiert und beiden liegt das Kreative im Blut. Prinz Carl Philip Bernadottes Großonkel, Sigvard Bernadotte (1907 bis 2002), war einer der ersten Industriedesigner und arbeitete ebenso mit einem anderen Designer zusammen, mit Acton Bjørn. Und Oscar Kylberg ist der Nachfahre einer Künstlerfamilie. Am bekanntesten ist sein Urgroßvater, der Maler Carl Oscar Kylberg (1878 bis 1952).
2012 gründeten Carl Philip Bernadotte und Oscar Kylberg ein gemeinsames Designstudio. Seitdem arbeiteten sie schon für verschiedene Branchen, wie zum Beispiel für die schwedischen Geschirrmarken Rörstrand und Gustavsberg. Seit 2013 jedoch designen sie intensiv für die dänische Designmarke Stelton. Ihr Auftrag war, eine außergewöhnliche Serie für Dekoration und Gebrauch aus Metall zu entwerfen. Daraus ist eine ganze Kollektion mit Vasen und Schalen geworden.
Für die skandinavische Serie „Stockholm Aquatic“ ließen sich beide von der Natur ihrer Heimat inspirieren und offenbaren damit die Liebe zum Wasser und den schwedischen Schären. Mit ihrer Kollektion, die aus handgefertigten Unikaten besteht, möchten sie zeigen, dass das Meer immer im Wandel ist und niemals gleich aussieht. Auf der Ambiente-Messe in Frankfurt wurde „Stockholm Aquatic“ im Jahr 2015 mit viel Anerkennung bedacht.
Anne Black
Anne Black schloss 1996 ihr Studium an der Design School in Kolding ab und arbeitet seitdem als Keramikkünstlerin und Designerin. Sie ist eine der am meisten beachteten, dänischen Porzellandesignerinnen.
Ihre Porzellanvasen, Schmuckstücke und Geschirre sind allesamt Unikate und werden von Hand hergestellt. Ihre Vasen-, Schalen-, Krug- und Schmuckkollektionen beinhalten einfache Elemente, Formen und Strukturen mit sorgfältig ausgewählter Dekoration. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Damit gibt sie ihren Designstudien einen ganz persönlichen und zugleich poetischen Ausdruck.
Einfache skandinavische Leidenschaft. Anne Black entwickelt in ihrer Werkstatt in Kopenhagen. Ihre Designs erhalten sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene große Anerkennung.
Ditte Reckweg & Jelena Schou Nordentoft
Ditte Reckweg und Jelena Schou Nordentoft schlossen im Jahre 2001 gemeinsam die dänische Designschule mit dem Schwerpunkt Glas und Keramik ab. Kurz darauf eröffneten sie ihr Designunternehmen „Stilleben“. Ihr Design ist funktional und einfach.
Einen großen Schwerpunkt legt das Duo dabei auf die Auswahl der richtigen Werkstoffe. Oberflächen und besonders eine präzise Form bringen die Objekte aus Ihrer Feder richtig zur Geltung – und sind dabei natürlich sichtbar skandinavisch.
Das erkannte auch die traditionsreiche, junge Firma Kähler Design. Sie sind der Inbegriff für anspruchsvolle Keramik. Für Kähler kreierten die beiden Designerinnen die Serie „Omaggio„, das übersetzt so viel wie Geschenk heißt.
Zuerst umfasste die Kollektion nur Vasen mit gleichmäßigen oder ungleichmäßigen Streifen, die sie markant dominieren. Damit fanden sie großen Anklang, sodass Kähler die Kollektion sukzessive mit Leuchten, Geschirr, Kerzenständern, Weihnachtsschmuck und weiteren Produkten erweiterte.
Christian Bitz
Der skandinavische Designer Christian Bitz ist eigentlich Ernährungswissenschaftler. An den „Den Kongelige Veterinær- og Landbohøjskole“ schloss er sein Studium mit dem akademischen Grad Master of Science ab. Bekannt wurde er später im Jahr 2004 durch seine Auftritte in der Morgensendung „Go´morgen Danmark“.
Außerdem veröffentlichte er Bücher über Gesundheit und Ernährung und schrieb Fachartikel für die dänische Presse. Durch seine Arbeit als wissenschaftlicher Direktor an den Kopenhagener Krankenhäusern wurde er einem noch breiteren Publikum bekannt. 2010 und 2011 erhielt er verschiedene Medienpreise.
Mit der Christian Bitz Geschirrserie, die er für F & H Scandinavia entwarf, verwirklichte er sein Anliegen, Essen zum Erlebnis zu machen. Auf der Ambiente-Messe 2016 in Frankfurt präsentierte F & H Scandinavia erstmals die Kollektion des jungen Designers.
Christian Bitz möchte mit den verschiedenen Elementen seiner Geschirrkollektion aus dunklem Steingut nicht nur skandinavische Menschen motivieren, ihre Mahlzeiten wieder bewusster zu sich zu nehmen.
Emelie Ek
Aus einer Künstlerfamilie stammend studierte Emelie Ek zunächst Grafikdesign an der Konstfackskolan in Stockholm und später britische Architektur in London. Sie ist berühmt für die Schaffung wunderschöner Designs und Muster.
In ihrer kreativen Arbeit lässt sie sich von der schwedischen Architektur und der Natur inspirieren. So befinden sich von ihr entworfene Tiere und Häuser auf Topflappen, Geschirrtücher, Handtücher und anderen Textilien.
Ihre Muster für Klippan My Stockholm und My Skåne fanden großen Anklang. 2014 wurde ihr Harlequin für Klippan sogar auf der Formex-Messe ausgezeichnet.
Die junge Riege skandinavischer Designer ist gut aufgestellt
Die Beliebtheit des skandinavischen Designs wächst nicht nur im Norden selbst, sondern auch jenseits der Ländergrenzen. Man nehme etwas Purismus, viel „das Schöne im Schlichten“, einiges an „Form folgt Funktion“ und setze es in hochwertigen Materialien um – was schon die ersten großen Generationen skandinavischer Designer auszeichnete, kann die junge Generation mindestens genauso gut und bleibt dabei genuin nordischen Mustern treu. Das skandinavische Design ist zum Glück nicht stehengeblieben, sondern wird ständig weiterentwickelt und von einer ausgezeichneten Designergeneration unserer modernen Welt angepasst.