Das Knutfest ist eine alte schwedische Tradition. Dabei werden die Weihnachtsbäume eingesammelt und bei einem gemeinsamen Dorffest verbrannt. Bei uns zählt dieser Brauch als kurioser Feiertag. Der sogenannte St.-Knuts-Tag wird aber hierzulande ebenso seit einigen Jahren begangen. Grund genug, die Hintergründe des für manchen von uns noch ungewöhnlichen Festes etwas ausführlicher zu beleuchten.
Längere Weihnachtszeit in Skandinavien
In den meisten christlichen Traditionen umfasst die Weihnachtszeit lediglich 13 Tage und zwar vom 1. Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember bis Heilige Drei Könige am 6. Januar. Doch in Schweden, Finnland und Norwegen wird nach dem alten Brauchtum noch eine Woche länger gefeiert und somit haben die Menschen im hohen Norden 20 Tage Weihnachten bis es mit dem Knutfest endet. Dabei stellt das strenggenommen sogar noch eine Verkürzung der Weihnachtszeit dar. Schließlich dauerte die Zeit vor der Liturgiereform in der katholischen Liturgie immerhin bis zum 2. Februar. Heute wird an diesem Tag Mariä Lichtmess oder die Darstellung des Herrn gefeiert.
Historische Ursprünge liegen in Dänemark
Auch wenn das Knutfest heute in Schweden, Norwegen und Finnland gefeiert wird, so liegen doch seine geschichtlichen Ursprünge in Dänemark. Der Name geht nämlich auf den Heiligen Knut IV. zurück, der auch Kanut genannt wurde. Er lebte von ca. 1043 bis 1086 nach Christus. Knut war König von Dänemark und gilt bis dato als Schutzpatron des Landes. Er war der 3. von 13 Söhnen des Königs Estridsson II. Nachdem sein Bruder Harald Hen im Jahr 1080 verstarb, wurde er König, ohne die übliche Zustimmung der Untertanen und ohne Wahl.
Bereits als Prinz hatte Kanut im Namen des Vaters eine erfolgreiche Macht- und Außenpolitik betrieben. Er hatte den England-Feldzug seines Onkels begleitet und die Kreuzzüge im Baltikum und gegen die heidnischen Wenden geleitet. Immer gab er sich als ein die Kirche fördernder Herrscher zugunsten seines politischen Ziels, die Macht des Königs zu stärken. Im Widerspruch zu seinen Vorgängern brach er deshalb mit dem Papst in Rom. Damit begab er sich aber in die Abhängigkeit des deutschen Erzbistums in Hamburg.
Die Person Kanuts ist in der Geschichtswissenschaft sehr umstritten. Einige heben seine Leistungen hervor und andere sehen ihn als Gewaltherrscher. Seine Tyrannei soll wohl von der kirchlichen Überlieferung sehr verschleiert worden sein. Doch Kanut wurde im späten Mittelalter sehr verehrt. Zusammen mit Erik von Schweden und Olaf von Norwegen war er einer der großen Missionare Nordeuropas und einer der großen Könige. So wurde er auf Ersuchen seines Bruders Erik Ejegod am 19. April 1101 von Papst Paschalis II. heiliggesprochen.
Über den Hintergrund, warum der St.-Knuts-Tag am 13. Januar gefeiert wird, gibt es verschiedene Überlieferungen. Die einen meinen, dass König Knut anordnete, dass das dänische Weihnachten 20 Tage andauern soll und demnach erst am 13. Januar endet. Die anderen meinen, da ihm als frommer Christ das Weihnachtsfest von hoher Bedeutung war, erschien ihm die Zeit vom 1. Weihnachtsfeiertag bis zum 6. Januar nicht lange genug und so ließ er einfach Weihnachten auf insgesamt 20 Tage verlängern.
In Schweden heißt das Knutfest tjugondag Knut oder tjugondedag jul, in Norwegen St. Knuts dag oder tyvendedags jul und in Finnland nuutinpäivä.
Die Plünderung des Weihnachtsbaums: julgransplundring
Es ist schwedische Tradition, dass am 13. Januar zum Knutfest die Kerzen und der Schmuck von den Weihnachtsbäumen genommen werden. Die Familien im hohen Norden begehen das Knutfest als feierlichen Akt in ihren Gemeinden. Das Abschmücken des Weihnachtsbaumes ist vor allem bei den Kindern sehr beliebt, wenn der Baum noch mit vielen Süßigkeiten behängt ist.
Früher, als es noch bescheidenere Zeiten gab, konnten sich die Kinder nach Tradition die Süßigkeiten an den Zweigen einzeln herausholen. Heute werden kleine Beutel mit frischen Naschereien zubereitet und zum Knutfest an den Baum gehängt, sodass die Kinder sie ohne Mühe abpflücken können. Zum Abschluss der Feierlichkeiten entsorgen die Familien den Baum aus der Wohnung. Aber sie werfen ihn nicht aus dem Fenster, sondern die Bäume werden entweder im eigenen Garten verbrannt oder auf Sammelplätze der Müllabfuhr gebracht. In Stockholm werden die Tannenbäume zu Biokohle umgewandelt. Ein Weihnachtsbaum versorgt auf diese Art und Weise zum Beispiel vier volle Waschmaschinen mit Strom.
Der Knutsbock in Finnland
Noch bis in die Nachkriegszeit wurde im ländlichen Finnland die Tradition des Knutstags am 13. Januar mit Umzügen begangen, bei denen ein maskierter nuuttipukki, auf Deutsch Knutsbock, von einem Haus zum anderen zog. Meistens hatte er noch Gefolge dabei. Der Knutsbock war bis zur Unkenntlichkeit maskiert und in Tierfelle eingehüllt. Im Normalfall besaß er auch Hörner. Er war vor allem furchteinflößend für Kinder und galt als früher Anti-Weihnachtsmann mit vorchristlichem heidnischem Ursprung, der, anstatt Geschenke zu verteilen, sich frech an allem, was er im Haus an übrig gebliebenen Weihnachtsessen fand, bediente. Im Volksmund hieß es dann, dass der böse Nuutti Weihnachten mitnimmt.
Aber dieser Brauch ist heute in Finnland fast vollkommen verschwunden. Übrig geblieben ist die Namensgebung des Weihnachtsmannes, der sich joulupukki nennt – auf Deutsch „Weihnachtsbock“. Und der moderne Nuuttipukki ist viel harmloser. Heute sind es meist in Faschingskostümen verkleidete und maskierte Kinder, die von einem Haus zum anderen gehen und um Süßigkeiten betteln.
Das Knutfest ist auch bei uns in vielen Gemeinden eine Tradition, die vielerorts mit Glögg, Würstchen und anderem Gebratenen vom Grill gefeiert wird.
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