« Harmonische Formen für Designmöbel »
Piet Hein ist Philosoph, Physiker und Dichter und damit einer von Dänemarks berühmtesten Denkern des 20. Jahrhunderts. Auch das skandinavische Design prägte das Universalgenie nachhaltig. Seine Superellipse löste erst Verkehrsprobleme und wurde dann zur Designleuchte.
Für Piet Hein ist die Kunst eine Lösung von Problemen, die nicht klar formuliert werden konnten, bevor sie gelöst wurden. Die Kunst ist Intuition, Geniestreich und Wunder zugleich. Sie ist immer eine Entdeckung und ein Blick hinter den Horizont. So, facettenreich und intuitiv, perfekt und inspirierend, sind die Design-Objekte aus der Feder von Piet Hein.
Als einer der berühmtesten Dänen des 20. Jahrhunderts, war er Physiker und Philosoph, Dichter und Designer. In jedem Bereich hinterließ er bleibende Spuren. Das moderne Design verdankt ihm nicht zuletzt die Wiederentdeckung der Superellipse – einer der faszinierendsten geometrischen Formen. Wer war das dänische Genie? Wir begeben uns auf Spurensuche…
Zwischen den Welten wandernd…
Geboren 1905 in Kopenhagen als Sohn eines Ingenieurs und einer Augenärztin, wächst Hein in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Schon früh zeigt sich seine Vielseitigkeit, denn der junge Mann interessiert sich sowohl für schöne Künste als auch für exakte Wissenschaften und hat außerdem einen Faible für Philosophie. Dementsprechend ist sein Werdegang von dem Bestreben geprägt, die – aus seiner Sicht nur scheinbaren – Gegensätze zwischen der Strenge der Wissenschaft und dem freien Geistesflug der Kunst zu überwinden.
Piet Hein ist sich sicher – es gibt keinen Widerspruch zwischen der Objektivität der wissenschaftlichen Analyse und der Subjektivität des künstlerischen Gedankens. Hein will in beiden Welten zu Hause sein, denn nur so kann er sich denken. Das wird ihm gelingen – das, und noch mehr.
Auf der Suche nach der Harmonie der Welten
Vermutlich genau dies blieb immer sein Hauptanliegen, nämlich einen Beitrag zur Entstehung einer harmonischen Welt zu leisten. Piet Hein strebte eine Welt an, die von keinen Konflikten, Missverständnissen, blutigen Kriegen geplagt ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich aktiv an dem Projekt einer „Weltregierung“ („World Federal Government“) – einem gemeinsamen Versuch von Intellektuellen, Lösungen für die akuten Krisen und Probleme weltweit zu finden. Nicht zufällig bemühte sich Piet Hein sein Leben lang um die Verbreitung von Esperanto in der Hoffnung, dass eine gemeinsame Sprache zum Verständnis zwischen den Völkern unseres Planeten beitragen wird. Seine Gruks übersetzte der Tausendsassa unter anderem auch in diese Sprache. Gruks? Ja, genau!
Gruks – unterwegs zu einer harmonischen Sprache
„Vergangenheit – hm, ich kann sie mit meiner Tante Laura vergleichen. Sie kann nicht oder will nicht verstehen, dass, obwohl sie bei uns immer willkommen ist und wir alle sie lieben, jetzt eindeutig die Zeit zu gehen gekommen ist.“
„Der Weg zur Weisheit ist einfach: Du darfst irren, und irren, und irren – aber immer weniger, und weniger, und weniger.“
Es sind über 7.000 solcher kurzen Sprüche, in Originalsprache sind es sogar Kurzgedichte, die Piet Hein Tag für Tag in der Zeitung „Politiken“ veröffentlichte. Als kleine nette, humorvolle und kluge Sprüche, sind Gruks harmonisch und ausgewogen. Genauso wie ihr kurzer und sympathischer Name, sind sie ein Ausdruck der Genialität ihres Autors. Und somit irgendwie auch mit der Superellipse verwandt.
Harmonie der Form
Sergels Torg, benannt nach dem Bildhauer Johan Tobias Sergel, ist ein rund 200 Meter breiter Platz im Zentrum von Stockholm. Als in den 1950er Jahren an diesem Platz umfassende Baumaßnahmen geplant wurden, erging von der Stadtverwaltung eine Bitte an Piet Hein, ein Verkehrskonzept für Sergels Torg zu entwickeln. Auf der Suche nach einer Lösung, die gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll, verkehrstechnisch korrekt und formvollendet wäre, entdeckte Hein die Superellipse wieder. Von der einfachen und genau deshalb genialen Lösung angetan, übernahmen viele Architekten dieses Konzept. Auf allen Kontinenten fließt nun der Verkehr „superelliptisch“, auch wurden zahlreiche Sportstadien in dieser eleganten Form gebaut. Doch woher kommt die Form eigentlich?
Superellipse – wenn Rechteck und Kreis auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden
Diese Form trägt den Namen Lamésches Oval oder auch Lamésche Kurve. Oft wird sie auch als Superkreis bezeichnet. Zum ersten Mal vom französischen Mathematiker Gabriel Lamé im 19. Jahrhundert beschrieben, ist die Superellipse ein gelungener Kompromiss zwischen der Härte eines Rechtecks und der fließenden Milde eines Ovals bzw. der gewissen Unentschlossenheit eines Kreises. Sie versinnbildlicht Harmonie, ist aber nicht charakterlos. Sie ist bestimmt, aber nicht kantig. Sie ist elegant, schlicht und originell zugleich.
Für Piet Hein Grund genug, sich in diese Form unsterblich zu verlieben und sie in zahlreichen Wohnaccessoires zu verewigen.
Genuin skandinavische Formgebung
Zwar stammt die Superellipse ursprünglich nicht aus dem Norden, jedoch gewann sie nicht zufällig das Herz eines Skandinaviers. Diese Form ist skandinavisch durch und durch: Sie ist schlicht, praktisch und organisch.
Die 3D-Version wurde auf den Namen Super-Ei (Super-Egg) getauft und gehört seit über einem halben Jahrhundert zum skandinavischen Einrichtungsstil unbedingt dazu.
Einen Welterfolg feierte Piet Hein mit der Leuchte Super-Egg, die sich als ein wahres Multitalent erwies. Die Leuchte passt zu unterschiedlichsten Raumkonzepten und sieht in einer Diele genauso beeindruckend wie in der Küche oder im Wohnraum aus. Übrigens wirken mehrere Super-Ei-Leuchten, ob in einer Reihe oder im Kreis aufgehängt, besonders effektvoll. Die 3D-Superellipse-Leuchten aus Opal-Glas spenden helles, blendfreies Licht und erschaffen eine wohnliche Atmosphäre nach nordischer Art.
Für Liebhaber von maximaler Reduktion gibt es auch ein „halbes Super-Ei“, die Leuchte unter dem Namen Super115.
Die Superellipse inspirierte Piet Hein zu zahlreichen weiteren Wohnaccessoires, darunter vor allem stilvolle Vasen in allen erdenklichen Größen und Farben. Die Vasen aus der Serie Super sind eine Vollkommenheit in Glas. Sie scheinen in sich zu ruhen und sind sogar ohne Blumen ein Design-Objekt der Superlative. Schlanke Gladiolen oder ein Bündel Schilfrohr verleihen der Supervase einen dynamischen Impuls. Ein Strauß Dahlien oder feine Hortensien sorgen für Auflockerung und einen Hauch Milde.
Neben den Vasen und Leuchten findet sich die besondere Form in den geschmackvollen Schalen, Auflaufformen und auch Schneidebrettchen wieder.
Mehr von Piet Hein
Doch wer glaubt, dass Piet Hein das skandinavische Design nur durch seine Superellipse bereichert hat, irrt. Ein Blick auf seine zielstrebigen Kerzenständer, denen eine gewisse Ähnlichkeit mit mathematischen Graphen innewohnt, belehrt den Skeptiker sofort eines Besseren. Dann sind da noch die Vasen aus der Serie Twister, Pendelleuchten Sinus und eine Menge lustiger Karikaturen, ein Wandschmuck mit einer Prise Humor. Selbstverständlich gibt es konsequenterweise auch superelliptische Tische.
Alle Kunstwerke, entworfen von dem Genie Piet Heins, sind von einer einzigartigen schlichten Schönheit. Die Formen, bar jeglicher Eitelkeit, strahlen Ruhe und Freude aus. Das sind Wohnaccessoires und Möbel, die zu den stillen, treuen Begleitern für viele Jahre werden. Das sind Gegenstände von bleibendem Wert. Was denn sonst wäre von skandinavischem Design zu erwarten gewesen?